Rund um den Bottnischen Meerbusen

Auf verschiedenen Land- und Seewegen nach Finnland und zürück

Die Reise fand im Spätsommer 2021 statt und ist zur Nachahmung empfohlen, die Verbindungen sind seither sogar noch besser geworden, da es nun zusätzlich zum hier genutzen Nachtzug von Snälltåget auch den Euronight der SJ nach Stockholm gibt – täglich ab Hamburg, im Sommerhalbjahr ab Berlin. Nur die eingesetzten Fahrzeuge (Fähre Stockholm-Turku, Straßenbahnen Göteborg und IC Kopenhagen-Hamburg) haben sich seither teilweise geändert.

Los geht es in Berlin Hbf um 19:00 mit dem Snälltag in Richtung Stockholm in einem Privatabteil im Liegewagen. Hier beim Zwischenhalt in Schwarzenbek:

Dafür, dass das Privatabteil doch eine Menge gekostet hat, ist der Zustand eher ungepflegt und das Fenster funktioniert auch nicht. Daraufhin dürfen wir das Abteil wechseln, das neue hat keinen Vorhang, was der nette Schaffner aber mit dem als Schraubenzieher verwendeten Taschenmesser behebt. Wir bauen den Tisch auf, der auch nicht ganz sauber ist, aber auch hier schafft er mit vielen Papierhandtüchern und Desinfektionsmittel Abhilfe.

Einer schönen und entspannten Fahrt gen Norden steht nun nichts mehr entgegen. Nach Hamburg gehen wir schlafen, werden zwischendurch nur von der extrem unfreundlichen dänischen Passkontrolle geweckt und wachen dann morgens wieder auf der Öresundbrücke auf.

Der SJ-Nachtzug aus Stockholm fährt ein

Malmö C

In Malmö steigen wir zwischendurch aus und frühstücken gemütlich in einem Café zwischen Centralstationen und Lillatorget.

Danach geht es wieder in den Zug, wo wir noch ein bisschen rumliegen und dösen, während bei herrlichem Wetter die schwedische Landschaft vorbeizieht. Die Strecke sorgt sogar für Abwechslung, denn wir werden über Åstorp umgeleitet.

Um 12:30 haben wir dann im Speisewagen (Krogen) reserviert. Dieser ist keiner der ex-deutschen und in Grivița umgebauten, sondern ein ex-norwegischer R7 mit bequemen, frei stehenden Stühlen und allgemein sehr schöner Einrichtung. Wir gönnen uns Salisbury Steak und Cordon Bleu, beides sehr lecker!

Nach einem weiteren kurzen Nickerchen rollen wir dann schon bald in Stockholm C ein und schließen erstmal das Gepäck ein, bevor wir bei wechselhaftem Wetter die Stadt erkunden.

Gegen Abend holen wir dann das Gepäck wieder, fahren mit der Tunnelbana zum Medborgspladsen und gehen weiter zum Vikingterminal, um an Bord der Amorella zu gehen. Dies ist meine letzte Fahrt mit diesem wunderschönen Schiff, und sie ist wie üblich sehr schön, nur leider gibt es „wegen Corona“ kein Buffet. Was von diesem Grund zu halten ist, sieht man daran, dass es auf der Grace zeitgleich schon wieder angeboten wird… So begnügen wir uns mit Köttbullar in der Bar und gehen recht früh schlafen, die Ankunft ist ja ebenfalls früh.

Einlaufen in den Hafen von Turku

In Turku mieten wir uns am Hafen Fahrräder, um in Richtung Schären aufzubrechen. Wir fahren bis Pargas/Parainen mit einer Erbsensuppen-Pause (es ist Donnerstag) in Kaarina/S:t Karins. Dann wird das Wetter sehr unangenehm und wir verladen die Fahrräder in einen Bus, der in die richtige Richtung fährt, und lassen uns nach einer kurzen Fährüberfahrt in der nähe unseres gebuchten B&B absetzen. Dort sind wir die einzigen Gäste und gehen, um wieder warm zu werden, erstmal in die Sauna.

Am nächsten Morgen geht es nach einem sehr umfangreichen Frühstück weiter, zum Glück ist es jetzt trocken. Durch wunderschöne Schärenlandschaft fahren wir bis Nagu/Nauvo und essen Mittag in einem wunderbaren Restaurant am Hafen.

Das Ziel der heutigen Etappe ist ein sehr schönes B&B außerhalb von Korp(p)o(o). Erstmal fahren wir zum Einkaufen in den Ort, ehe wieder die hauseigene Sauna wartet.

Am nächsten Morgen ist das Wetter nicht sehr berauschend und wir machen uns auf zum nahe gelegenen Fähranleger von Galtby, um von dort den Bus zurück nach Turku zu nehmen. Unterwegs hat die Fähre Korpo-Nagu technische Probleme, was laut dem Busfahrer und der einzigen anderen Fahrgästin noch nie vorgekommen ist, und wir sammeln eine Stunde Verspätung.

Das bedeutet auch, dass wir unsere Fahrräder nicht mehr rechzeitig zurückgeben können, doch der Inhaber des Fahrradverleihs hat auch schon vom Fährausfall gehört und meint, wir sollen sie einfach, wenn es uns passt, im Laufe des Tages auf den Hof stellen.
Es folgen ein paar Tage in Turku:

Dann fahre ich mit dem Zug nach Tampere, einerseits um die neue Straßenbahn zu erleben, andererseits, um einen Freund zu treffen, der wegen eines Eishockeyspiels vor Ort ist.

Bahnhof Turku, damals noch richtig in Betrieb

Nach einem leckeren Mittagessen in der Markthalle erkunden wir die Stadt zu Fuß, per Straßenbahn und mit dem Bus.

Mittagsbuffet in der Markthalle Tampere

Am Hervantajärvi, nahe der gleichnamigen Straßenbahn-Endhaltestelle

Im Stadtzentrum ausgestellte Helsinkier Straßenbahn

Wasserkraftwerk im Stadtzentrum

Dom zu Tampere

Am Nachmittag verabschiede ich ihn am Bahnhof wieder, beziehe selbst ein Hostelbett und fahre ich noch mit dem Zug nach Nokia und zurück. Regionalzüge verkehren auf dieser Linie erst wieder seit 2019!

Allzu viel ist aber im abendlichen Nokia nicht zu sehen und ich fahre eine gute Stunde später mit einem Pendolino zurück.

Danach erkunde ich noch Stadt und Straßenbahn im Dunkeln:

Die Straßenbahn in Tampere ist zum Zeitpunkt meines Besuches noch nicht einmal einen Monat in Betrieb und macht einen sehr schicken Eindruck, dies bezieht sich auf die Züge von innen und außen und auch die Haltestellen. Lediglich die Geschwindigkeit auf dem Außenast nach Hervantajärvi ist angesichts der Trassierung etwas enttäuschend, ich bin jedenfalls sehr auf die Verlängerung nach Westen gespannt.

Die folgende Nacht im Hostel ist relativ kurz, da ich schon früh weiterfahren will.

Dementsprechend verlege ich das Frühstück in den Speisewagen des IC nach Oulu:

Zwischenhalt in Kokkola

In Oulu angekommen, steht zu meiner Freude am Hausbahnsteig noch ein IC mit einer Sr1 bereit

Oulu gefällt mir sehr gut, aber das Wetter könnte besser sein, gerade um die tollen Parkanlagen zu genießen.

Am frühen Abend geht es dann zum Übernachten nach Kemi.

Rechts ist ein IC aus Helsinki eingefahren, links daneben steht “mein” Anschlusszug nach Rovaniemi.

Kemi: Der erste von drei Nachtzügen nach Helsinki

Der Charme der Stadt ist eher betonlastig, aber am Ufer lässt es sich wirklich sehr gut aushalten!

Abends gibt es dann noch den Nachtzug aus Kolari, der hier umgespannt wird, zu sehen.

Die Holzhäuser am Bahnhof beherbergen übrigens ein Hotel (Putiikkihotelli Kemi 1932), das auf Bildern auch toll aussieht – blöderweise hatte ich zu lange gezögert, wo ich nun übernachte, sodass die Rezeption schon geschlossen war und ich niemanden mehr erreichte. Das Ausweichquartier war annehmbar, aber ohne besonderen Charme.
Das Abendprogramm stellt sich angesichts der auch hier in der Unterkunft vorhandenen Sauna ohnehin von selbst zusammen.

Ziemlich früh am Morgen nehme ich dann den Bus nach Tornio, ein Zug nach Tornio Itäinen wäre an diesem Tag auch gar nicht gefahren.
Das Gepäck kann ich freundlicherweise im Gepäckschalter des gemeinsamen Busbahnhofes von Tornio und Haparanda unterstellen, um die Stadt unbeschwert zu erkunden. Zu diesem Zeitpunkt fahren die finnischen Busse den Busbahnhof coronabedingt aber noch nicht wieder an, sodass dort auch ziemlich tote Hose herrscht.

Orthodoxe Kirche Tornio

Evangelische Kirche Tornio

Besonders das Regionalmuseum hat es mir in Tornio angetan, den Besuch kann ich nur empfehlen, ebenso wie das Mittagsbuffet im Mustaparran Päämaja.

Wegweiser auf der Grenze

Danach ist es Zeit, das Gepäck wiederzuholen und zum Bahnhof Haparanda zu gehen – es wäre auch ein Stadtbus gefahren, aber so sehe ich noch etwas von der hübschen Stadt auf der schwedischen Seite.

Abfahrt in Haparanda – am Hausbahnsteig wird noch gebaut

Die Fahrt bis Luleå ist sehr angenehm und bis Boden ja auch richtig schnell, danach ist immerhin ein kreuzender Erzzug zu sehen. Im zweiteiligen X52 gibt es auch ein kleines Bistro mit günstigem Kaffee.

In Luleå angekommen. Der Weg zum Hausbahnsteig führt durch den bereitstehenden Nachtzug nach Stockholm

Ich habe jedoch den späteren Zug gebucht und kann zum Glück mein Gepäck im Bahnhofsimbiss stehen lassen und habe so noch ein bisschen Gelegenheit, in der Abendsonne durch die Stadt zu spazieren.

Dabei merke ich, dass es sich hier durchaus auch länger aushalten ließe, doch nach wenigen Stunden muss ich wieder beim Bahnhof sein.

Im späteren Nachtzug nach Stockholm habe ich ein Single-Abteil gebucht und genieße die Fahrt in den Abend, ehe ich wirklich sehr gut schlafe.

Zwischenhalt mit Fahrtrichtungswechsel in Boden C

Es ist meine erste Fahrt in einem schwedischen Schlafwagen und insbesondere die geräumige Gemeinschaftsdusche ist für mich ein echtes Highlight, so gut geduscht habe ich in einem Nachtzug wohl noch nie.

Dank Bauarbeiten fahren wir hinter Umeå über die Altbaustrecke. So bleibt genug Zeit zum Duschen und Frühstücken im Zug. Aus dem Speisewagen hole ich mir dazu Kaffee und einen Muffin, da es bei Vy damals keine Zimtschnecken gab. Das hat sich seither zum Glück geändert!

Die Ankunft in Stockholm ist dann kurz vor 10.

Blick nach Södermalm

In Stockholm übernachte ich bei Freunden in einer wunderbar in Södermalm gelegenen Wohnung. Das Highlight des Gebäude ist dieser urige und sehr enge Aufzug:

Neben ein bisschen klassischem Sightseeingprogramm erkunde ich die Saltsjöbanan, die damals wegen des Jahrhundertprojekts Nya Slussen erst ab Hendrikdsdal begann, inzwischen besteht SEV auf der Gesamtstrecke:

in Saltsjöbaden, leider habe ich keine Badesachen dabei.

Danach geht es zurück bis Lillängen und nach einem Mittagessen weiter auf die Fähre von Nacka Strand nach Ropsten:

Von Ropsten aus fahre ich weiter nach Stockholms Östra (resp. Tekniska Högskolan) für einen Kurzausflug mit der Roslagsbanan:

…und schließlich nochmal ein bisschen Fähre fahren, dabei kommt als Highlight nochmal die Amorella entgegen:

Am nächsten Morgen fahre ich dann wieder früh mit der Fähre nach Blockhusudden auf Djurgården, um Spårväg City zu fahren.

Anschließend gehe ich zum Rathaus und fahre auf der blauen Linie noch mit einer schönen C11:

Blick von Södermalm auf Riddarholmen und Gamla Stan

Am letzten Stockholm-Morgen gehe ich zu Fuß zum Hauptbahnhof, unterwegs kommt mir am Norrmalmstorg, da Samstag ist, eine historische Straßenbahn der Djurgårdslinien entgegen:

Zur Abreise habe ich diesen wunderbaren Tågab-Zug nach Karlstad gewählt:

Hier beim längeren Zwischenhalt in Hallsberg, ideal zum Essenskauf im gegenüberliegenden Einkaufszentrum

Sehr nostalgisch und sehr komfortabel mit nettem Service (Kaffee für 20 Kronen inkl. Nachfüllen)

Karlstad wirkt eigentlich nett, allerdings regnet es leider die ganze Zeit, sodass ich mich auch relativ lange in einem innerstädtischen Shoppingcenter aufhalte.

Abends fahre ich dann weiter nach Göteborg, resp. Mit Umstieg in Trollhättan bis Gamlestaden, wo wegen Bauarbeiten in die Straßenbahn umgestiegen werden muss.

Karlstad C. Mein Zug ist die Regina rechts im Bild

Straßenbahnfahren betreibe ich ich Göteborg in den nächsten beiden Tagen dann auch sehr intensiv:

Das Wetter ist ziemlich wechselhaft, Göteborg an sich aber sehr sehenswert und angenehm als Stadt

Am Nachmittag klart es auf und ich fahre bis zum Saltholm, wo ich mit der Fähre nach Vrångö fahre. Auf der Fähre gibt es ein überdachtes Außendeck und einen Kiosk mit günstigem Kaffee und ebenso günstigen und leckeren Sandwiches.

Silvertärnan auf Vrångö angekommen

Nach der Rückfahrt erwartet mich auch hier wieder ein M29/M28-Gespann. Toll finde ich den Countdown an den Endhaltestellen auf den Außendisplays der Fahrzeuge selbst – sowohl Straßenbahnen, Busse, als auch Fähren haben das!

Nach zwei Tagen habe ich auf jeden Fall den Eindruck, dass Göteborg mitsamt Umgebung auch nochmal einen Besuch wert wäre.

Zurück fahre ich dann erstmal mit dem Öresundtåg bis Åstorp, und weiter mit dem Pågatåg nach Helsingborg – auf direktem Wege werde SEV gewesen.

In Helsinborg gönne ich mir das letzte skandinavische Mittagsmenü der Reise und gehe dann an Bord in Richtung Helsingør. Mit Interrail werde ich übrigens sofort durchgewunken.

Die Überfahrt ist natürlich sehr kurz und von Helsingør aus geht es bald weiter nach Kopenhagen.

Ich steige in Østerport aus, um die kurz vor der Ablösung stehenden ME nochmal zu erleben und fahre die 2 Stationen bis København H in einem Doppelstockwagen direkt hinter der unglaublich lauten ME.

Zum Abschluss geht es dann im, wie üblich sehr vollen, IC3 nach Hamburg und weiter nach Berlin.

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