Jahresrückblick 2022: So starteten wir ins neue Reisejahr

Das Jahr 2022 hatte ja optimistisch begonnen – ein Ende der Corona-Pandemie (bzw. der damit verbundenen Massnahmen) zeichnete sich ab, Anfang Januar schien einneuer Aufschwung nach den zwei langen Coronajahren nur noch eine Sache von Wochen zu sein. Das war schlussendlich auch so – kaum jemand aber schien zu glauben, dass die parallel zum Ende von Corona laufenden Kriegsvorbereitungen Putins nicht “bloss” eine Drohkulisse darstellten, sondern sehr bald bitterer Ernst werden sollten.

Noch aber rechneten wir mit einem schönen Reisejahr, und starteten voll Elan in unsere zweite Saison: wir hatten im Dezember 2021 ganze 9 Reisen in so unterschiedliche Länder Osteuropas wie Tschechien, die baltischen Staaten, Rumänien, Slowenien, Georgien und Armenien vorgestellt, erste Anmeldungen waren eingetrudelt, wir tätigten Hotelbuchungen und hielten uns up to date, was die recht unvorhersagbare Rückkehr gewisser Zugverbindungen in peripheren Regionen Europas betraf. Und – endlich hatten wir auch ein eigenes Logo, wobei es uns nicht leichtfiel, sich zwischen verschiedenen Farbvarianten und Inhalten zu entscheiden. Wir hegten die Hoffnung, mit unserem breiten Reiseangebot einen Wunsch vieler zu treffen, nach dem Ende der Pandemie endlich wieder weiter weg verreisen zu können. Die erwartete Reiselust war im ganzen Jahr 2022 in der Tat unglaublich gross – nur erstreckte sie sich eher auf Regionen, in der wir nicht präsent sind: wie viele Freunde und Verwandte flogen in die USA, oder wieder mal ans Mittelmeer – und schreckten, aus naheliegenden Gründen, vor Entdeckungen in östlichen Gefilden zurück.

Schwierige Logoauswahl..

Wir können es niemandem verargen – uns selber verging die Reiselust Mitte-Ende Februar 2022 so gründlich: der Ukraine-Krieg war das Thema, das uns auf Trab hielt. In der Ohnmacht, die dem Kriegsausbruch folgte, nahmen wir alle drei etwa an jeder Demo in Bern, Zürich, Basel und Berlin teil. Trotz des schrecklichen Anlasses war es berührend, die spontan aufkeimende Solidarität zu sehen. Später fanden wir alle drei einen sinnvollen Einsatzort für unsere Kräfte und Kenntnisse – sei es bei der Erstbetreuung der Geflüchteten im Berliner Hauptbahnhof, als Übersetzer bei der Registrierung der Flüchtlinge in einem Berner Asylzentrum oder bei der Sozialhilfe in Basel. Natürlich ärgerten wir uns über das peinlich lange andauernde Abwarten der (Schweizer) Politik, aber immerhin half der Druck (auch) von der Strasse, dass die Schweiz sich den Sanktionen anschloss und ein (wenn auch viel zu wenig weit gehendes) Druckmittel gegen den russischen Imperialismus und den verbrecherischen Angriffskrieg entstand.

Im März fanden wir zaghaft in den Alltag zurück, und setzten trotz allem unsere Reiseplanungen fort. Angereist via verschlungene Pfade (Engelberg-Vitznau-Rigi Kulm-Luzern-Weggis), um noch einige schöne alte Bergbahnen ‘mitzunehmen’, gelangten wir nach Weggis am Vierwaldstättersee, wo unsere Frühjahrsretraite stattfand – dort hissten wir als erstes die ukrainische Flagge, und stürzten uns dann in die Detailplanung der Kaukasusreisen (geplant waren ursprünglich derer drei) und der Baltikumsreise. Während sich für die Baltikumsreise eine sehr tolle Gruppe zusammenfand, mussten wir jedoch einige Wochen später feststellen, dass – obwohl es die Sicherheitslage zugelassen hätte – sich zu wenige Abenteuerlustige für eine Reise in den Kaukasus begeistern konnten. Die Tage in Weggis waren dennoch eine tolle Zeit, hier in der Innerschweiz, mit schönen Bahn- und Schifffahrten sowie Spaziergängen durch historische Örtlichkeiten (Villa Rachmaninows, wo einige seiner berühmtesten Kompositionen entstanden und nahe des Zufluchtsorts Kaiser Karls I. von Österreich-Ungarn nach seiner Absetzung nach dem 1. Weltkrieg).

Der Ukrainekrieg bewirkte neben der erzwungenen Flucht von Millionen von UkrainerInnen auch die Ausreise von zahlreichen oppositionellen Künstlerinnen und Künstlern aus Belarus und Russland. Viele von ihnen führten Benefizkonzerte für die Ukraine durch – so auch eine der Lieblingsbands von Astra-Tours – “Lyapis Trubeckoj” – die schon 2014 den Soundtrack zur Revolution auf dem Majdan geliefert hatte. Wir sahen sie in Berlin am Karfreitag 2022 und etwas später auch in Zollikon bei Zürich. Ein unvergessliches Konzert zur Unterstützung der Kämpfer des Lichts‘Vojni svitla‘.

An Ostern besuchten Kilian und Silvan das traditionelle sorbische Osterreiten: eine jahrhundertealte Tradition, erstmals unterbrochen erst durch Corona. Nun ritten 2022 wieder hunderte Reiter, jeder aus seinem Dorf, in einem seit langem unverändert gebliebenen Parcours um die Felder und Haine, unterbrochen nur durch eine Mittagspause, wieder zurück zu ihrem Kirchdorf. Ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis! Ununterbrochen beten die Reiter auf Sorbisch, der autochthonen westslawischen Minderheitensprache Sachsens und Brandenburgs. Die Gebete klingen dabei am Anfang aus voller Kehle – abends gegen 18 Uhr, am Ende des stundenlangen Ritts, schon recht abgekämpft.. Auch wenn diese lebendige Tradition nicht touristisch ist (und hoffentlich auch nicht wird) – ein Besuch des sorbischen Osterreitens können wir allen empfehlen!

Für Silvan führte die Rückreise in die Schweiz durch Tschechien – die Jugendstilperle Liberec (Reichenberg), wo ein Teil seiner Vorfahren herkommt und Budweis. Auch Tschechien, das Land mit den allerbesten Voraussetzungen für Reisen ausschliesslich per Bahn, werden wir im Rahmen einer Astra-Tours-Reise sicher wieder mal anpeilen!

Im nächsten Teil des Jahresrückblicks, der am 28. Dezember erscheint, erfahren Sie mehr von unserer Baltikumsreise im Sommer 2022.

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